Trainingslager im schwedischen Frövi – Sverige är skönt!

Vom 26.2. bis zum 5.3. fuhren Robert und ich ins schwedische Frövi, um beim dort ansässigen Judoverein eine Woche zu trainieren.

Die Fahrt begann am Sonntag gegen 18:00 Uhr. Bis zu unserem Ziel in Mittelschweden waren es circa 1100 km Luftlinie, Fahrzeit: circa 20 Stunden, da wir noch einige Umwege machten. Zum Beispiel besuchten wir in Örebro, der nächstgrößeren Stadt, Roberts Freund Jek, einen Asserbaidschaner den Robert beim Auslandsstudium kennengelernt hatte.

Bis auf kurze Wortfetzen verstand ich so gut wie kein Wort, obwohl schwedisch gar nicht so weit vom deutschen entfernt sein soll.

Ich musste also wohl oder übel die Sprache etwas lernen:

Hallo = He, Tschüß = Hedo, bil = Auto.

Dann gings zum ersten Training beim Judoclub Frövi. Dieser ist eins von drei schwedischen Leistungszentren, hat sechs Mattenflächen, Kraftraum etc.

Die Jugendlichen die hier trainieren, kommen aus ganz Schweden, gehen auf ein spezielles Judogymnasium und wohnen in ihren eigenen Wohnungen (mit 16 Jahren!).

Das Training war ein gemischtes Training: Erwärmung, Technik, Randori, Weichbodenmattentraining. Die Schweden rissen sich beim Kämpfen natürlich ums „Frischfleisch„ und zeigten warum sie Leistungszentrum sind…

Nach dem Training fuhren wir in unsere Bleibe. Wir wohnten bei Daniela, einer Schülerin des Judogymnasiums mit Wohnung in Frövi, deren Weg nach Hause unserem in etwa gleich kam!

Dienstag setzte Robert erst mal eine Krafteinheit an. Also waren wir den ganzen Vormittag im Kraftraum mit dem Ausprobieren der Gerätschaften beschäftigt. Danach fuhren wir in der Gegend rum, schauten uns Roberts Firma und anderes an.

Das Dienstagstraining war ein reines Randori-Training. Etwa eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Beginn fanden sich alle ein, erwärmten sich und dann wurde 1,5 Stunden gekämpft.

Danach waren wir dementsprechend fertig, die Schweden machten noch schnell einige Kraftübungen. An einem von der Decke hängenden Seil zogen die sich im Sitzen hoch, wieder runter und ohne abzusetzen gleich nochmal hoch…

Kaum zu Hause angekommen, mussten wir unsere Sachen packen und ein Haus weiter ziehen. Den Rest der Woche wohnten wir nämlich bei Christoffer, der Montag noch bei einem internationalen Turnier in Frankreich gewesen war.

Ausserdem lernte ich etwas über die teilweise abartigen schwedischen Essgewohnheiten: gesüsstes Schwarzbrot, gesalzene Butter und auch sehr schön: zu fast allem Preiselbeersoße. Bah!

Mittwoch vormittag stand Langlaufen auf dem Programm. In Kilsberge machten wir zwei 2,5 km-Touren und die 5km-Elch (Älg)-Tour. Der See um den die Touren größtenteils verliefen war vor Schnee nicht mehr zu sehen, und nur dadurch zu erkennen, dass auf Eis keine Bäume wachsen. Ansonsten überall Schnee.

Der Winter hat auch Schweden ungewöhnlich hart im Griff und fast alle sehen sich nach Frühling – die Völker sind doch gar nicht so verschieden.

Am Nachmittag war dann Technik-Training. Zur Erwärmung wurde Kopfball gespielt. Verdammt sind die gut. Jetzt weiß ich endlich wo Robert dass Spiel her hatte.

Danach wurden Würfe als Uchi-Komi-Übungen und auch vielfach als Weichboden-Würfe geübt.

Nach dem Training stand ein weiterer Tageshöhepunkt auf dem Programm: Swedish-Lessons with Christoffer.

Nachdem ich mich mit dem Versuch einfach Deutsch zu verwenden in die Nesseln gesetzt hatte (Tschüß heißt auf schwedisch irgendwie Kuss), sah sich Christoffer verpflichtet mir seine Sprache und Kultur näher zu bringen.

Ein kurzer Auszug aus meinen schwedisch Vokabeln:

Ja – ja

Nein – nej

Hur mar du? – Wie geht es dir?

Mitt nam är – Mein Name ist

Zeitung – tedning

Süßigkeiten – godis

Kerze – ljus

Glas – glos

Bratpfanne – Steakpanna

Fan – *******

Den Donnerstag hatte Christoffer Schulausflug und konnte mit und frühstücken. Er ass vier Schwarzbrotschnitten mit Wurst und viel Kartoffelsalat. Mhhhh…

Danach gings für uns wieder in den Kraftraum.

Über den Mittag besuchten wir das Papperbruks (irgendwas mit Papier) -Museum in Robert Fabrik. Ein älterer Mitarbeiter machte für uns eine spannende Privatführung.

Ich merkte mir natürlich nur dass unwichtigste, aber teilweise auch interessante. Ein Beispiel: Der Erfinder des Pyramiden-Tetra-Packs war vor Bill Gates der reichste Mann der Welt.

Und: Geldscheine werden aus Lumpen hergestellt.

Auch sehr interessant: Das echte Papier (also nicht Papyrus) wurde ursprünglich von der Bauweise der Wespen abgeschaut. Faszinierend!

Es schloss sich neben der Ausstellung der Geschichte der Fabrik etc. auch noch eine japanische Ausstellung an. Tsutsumi, die Kunst des Verpackens. In Japan werden Gastgeschenke wahnsinnig aufwendig verpackt und erst nachdem die Gäste gegangen sind, geöffnet. Die Verpackung hat meistens einen höheren Stellenwert als der Inhalt.

Desweitern gab es zum Thema Verpackungen die größte Bierdosensammlung Europas zu sehen: 22.000 (!) Dosen.

Unser letztes Judotraining war wieder ein gemischtes Training. Nach lustigen Erwärmungsspielchen und Wurfübungen, wurde gekämpft. Aber in 3er-Gruppen. Drei Runden, immer zwei gegen einen. Auch wenns unfair ist. Eine Übung die auch bei uns beim Training sicherlich bald Eingang finden wird.

Freitag war Sightseeing angesagt. Wir besichtigten Örebro, Wadköping, eine alte Siedlung, in der das Leben im letzten Jahrhundert besichtigt werden konnte, besuchten Roberts Freund Mattis und assen bei Jek Mittag. Danach gingen wir ins Schwimmbad.

Den Abend verbrachten wir bei Roberts Freunden Oke und Lena, die zum Biertest eingeladen hatten.

Ich ging eher zurück und kam gerade noch rechtzeitig zur schwedischen Ausgabe von BigBrother, die zu meinem Leidwesen, noch weniger Niveau als unsere hatte.

Nachdem wir am Samstag nochmal richtig ausgeschlafen hatten, machten wir uns gegen Mittag wieder auf den Heimweg, besuchten noch schnell den Wasserturm in Örebro, der mit seiner komischen Bauweise Vorbild für irgendeinen arabischen Ölscheich für seine Wassertürme war, und deckten Robert noch schnell für die nächsten drei Jahre mit Knäckebrot ein. Sonntag Mittag kamen wir wieder zu Hause an.

Es war eine geniale Woche, und wir müssen das unbedingt mit mehr Leuten wiederholen.

Aber vielleicht besuchen die Schweden auch erstmal uns.

Und wer wissen will, mit wem genau wir dort trainiert haben: www.judo.se und http://judogymnasiet.org/

Sverige är skönt!

max