Durch einen souveränen 1. bzw. 2. Platz hatten sich Vivien (-57kg) und Julia (-63kg) vor 3 Wochen in Rammenau bei den Mitteldeutschen Meisterschaften für die nationalen Titelkämpfe qualifiziert. Heute galt es dann, sich gegen ca. 25 nationale Konkurrenten zu behaupten. Früh um 5 Uhr startete dazu unser Kämpfertrupp Richtung Frankfurt/Oder. Neben Moni und Moritz hatten wir auch die Kamenzerin Christin Dietze (-70kg) mit im Gepäck, die sich mit einem 3. Platz bei der MDEM ebenfalls qualifizieren konnte. Unsere Fanclub, bestehend aus Elke, Claus, Maks und Maximilian folgten dann ca. 2 Stunden später. Nun konnte es losgehen…

In der Halle angekommen, belegten wir unseren „Stammplatz“ und machten uns über verworrene Wege auf zum Vorwiegen – alle 3 hatten ihr Gewicht! Im Anschluss stellten wir uns auch gleich für das reguläre Wiegen an, bei dem nach neuer Festlegung, beide Anzugjacken (blau+weiß inkl. korrektem Aufnäher) zur Kontrolle vorgelegt werden mussten. Ein Spektakel der Extraklasse: 2 Kampfrichter an einem Tisch, die von einer Traube von etwa 25 Mädchen fast überrannt wurden und dabei fleißig Jackenaufnäher kontrollierten und Häckchen in die Liste setzten. Vivien, Julia und Christin hatten den Ernst der Lage nicht erkannt oder zumindest nicht verstanden, dass die meisten dort stehenden Athletinnen schon den Kampf vor dem Kampf auszutragen bereit waren, drängelten und schubsten als würde es kein Morgen geben – warum auch immer, wird uns wohl verborgen bleiben. Aber ich hatte beim Zuschauen meinen Spaß! Nunja als das auch geschafft war und auch der offizielle Gang über die Waage erledigt war, konnte erstmal gefuttert und auch noch verdaut werden, denn bis zum Wettkampfbeginn waren noch 2 Stunden Zeit.

Während sich die Kämpferinnen etwa 45 min vor Wettkampfbeiginn ausführlich erwärmten, wurden die ersten Listen ausgehangen, die wir natürlich gleich inspizierten: und es hätte schlimmer kommen können! Keiner hatte gleich einen Titelfavoriten zu Beginn (was andererseits natürlich den Vorteil hätte, dass man beim vermutlichen Verlieren, fast sicher in der Trostrunde landet). Vivien stand in der Liste ganz oben und wurde auf Matte 2 bereits auf der Anzeigetafel angezeigt. Und nach kurzer Eröffnungsrede und Nationalhymne ging es auch schon los.

 

 

-57 kg (26 Teilnehmer): Vivien gegen Samira Heisel, PSV Duisburg (Nordrhein-Westfalen), braun
Vivien kam mit dem Griff der noch junge Duisburgerin von Anfang an nicht gut zurecht und bekam den Zugarm nie richtig zu fassen. In meinen Augen wirkte Vivien immer etwas passiv, handelte sich trotz der „Shido-Festspiele“, die es auch heute wieder gab, jedoch keinen Passivitätsshido ein. Also war es vermutlich nur mein subjektiver Eindruck, weil Vivien heute irgendwie nicht zu ihrem eigentlich spritzigen und agressiven Kampfstil fand. Der Kampf war dennoch nicht von schlechter Qualität, denn auch die Gegnerin konnte keine zählbare Wertung erzielen. Am Ende der 4 Minuten gab der Shido den Ausschlag, den Vivien sich für einen mißglückten Seoi-Nage-Angriff eingefangen hatte. Denn so etwas wurde heute gnadenlos sofort als Scheinangriff gewertet. Schade! Nun hieß es bibbern – die Duisburgerin musste es nun bis ins Halbfinale schaffen, damit Vivien in die Trostrunde konnte. Das war im enorm starken Teilnehmerfeld leider aussichtslos – Heisel verlor gegen die spätere Vizemeisterin und Deutsche Meisterin der U18 von letzter Woche und damit war Vivien ausgeschieden. Was unterm Strich blieb, war die Gewissheit, dass man bei einer DEM immerhin 1 Kampf über die volle Zeit absolvieren konnte, was nicht unter den Teppich gekehrt werden sollte. Dennoch war der Gedanke nicht so richtig wegzuschieben, dass zumindest in diesem Kampf mehr drin gewesen ist. Schade!

 

-63kg (27 Teilnehmer): Julia gegen Pauline Wulff, PSV Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern), braun
Auch Julia hatte es bei der Neustrelitzerin mit einer jungen Kämpferin zu tun. Schon vor dem Kampf hatten wir gesehen, dass sie nicht all zu groß ist und Julia mit ihrem Nackengriff gut zurecht kommen sollte. Dem war auch so. Julia fand eigentlich gut in den Kampf, konnte ihren Griff oft durchsetzen und war im Übergnag vom Stand zum Boden wachsam. Die Gegnerin war stark, aber nicht übermächtig. Und wenn man mal ehrlich ist, war es heute doch schon eine Leistung, wenn man keinen Shido gefangen hat. Erste Shidos fielen heute oftmals schon in den ersten 10 Kampfsekunden – der Wahnsinn! Zurück zu Julia, wir waren alle gespannt bis in die Haarspitzen, denn in diesem Kampf war einiges möglich. Doch irgendwie war es natürlich zu schön um war zu sein, dass die Braungurtin für Julia so bereitwillig ihre rechte Seite öffnete, Julia griff mit Hüfttechnik an und die Neustrelitzerin konterte mit einem bilderbuchreifen O-goshi (naja eigentlich Tsuri-goshi) – boah hatte die eine starke Hüfte! Tja, da war nichts zu machen. Sowas passiert einfach. Doch auch Julia ärgerte sich, weil sie wusste, dass in diesem Kampf einiges machbar war. Nun hätte auch Julias Gegnerin bis ins Halbfinale kommen müssen. Doch die Liste war von großen Namen übersät und so verlor auch Wulff leider den nächsten Kampf und auch Julia war ausgeschieden.

 

 

-70kg (25 Teilnehmer): Christin gegen Franziska Barnsteiner, Kaufbeuren (Bayern), schwarz
(natürlich für Kamenz am Start)
Mit Barnsteiner hatte Christin noch am ehesten jemanden, dessen Namen man schonmal gehört hatte. Und dafür schlug sie sich richtig gut. Sie setzte die mit ihrem Nackengriff schön unter Druck und brockte ihr erstmal einen Shido für Raustreten ein. Aufgrund ihres unangenehmen Griffes, konnte sich Christin einen schönen Uchi-Mata-Ansatz erarbeiten und brachte die Bayerin sogar hüpfend zu Fall – leider ohne Wertung. Doch die folgte auf den Fuß: ohne richtigen Griff drehte die Schwarzgurtin ein und Christin drehte sie weiter – Yuko! Toll, wir fieberten und hofften, aber es war noch mehr als die Hälfte der Kampfzeit zu absolvieren, in der sich Barnsteiner leider auf Christins Griff einstellte und die Antwort mit zwei O-soto-gari auf Waza-Ari und dann Ippon parat hatte. Schade! Doch auch wenn man sich vielleicht draüber ärgert, war dies kein Kampf für den man sich schämen musste! Auch das Teilnehmerfeld der -70 war namenhaft besetzt und so verlor auch die Bayerin ihren nächsten Kampf und auch Christin war ausgeschieden.

Zugegebener Maßen, sieht das unterm Strich nach einer ziemlich mageren Ausbeute aus. Und ja an einem Tag, an dem alles stimmt, könnt ihr bei einer DEM weiter nach vorn kommen und habt das ja auch schon gezeigt – aber manchmal soll es halt einfach nicht sein, heute war einfach nicht euer Tag! Schade, doch nicht zu ändern. Unsere Welt geht deswegen nicht unter…
Denn keiner von euch hat im Vorfeld 20 Stunden wöchentlich trainiert um auf den Punkt fit zu sein und seinem großen Ziel „Olympische Spiele“ ein Stück näher zu kommen;-) Was ich sagen will, wir machen Freizeitsport! Vielleicht mag uns mancher von den heute anwesenden Kämpfern belächeln – klar haben die andere Ziele – aber es war und ist eine tolle Leistung, dass ihr euch qualifiziert habt und morgen feiern wir zurecht, eure 3 (!!!) Sachsenmeistertitel, sowie einen Mitteldeutschen Meister- und 2 Vizemeistertitel, darum beneidet uns vielleicht niemand von den heute anwesenden Kämpfern, aber bestimmt manch anderer 🙂

Wir blieben noch ein wenig und auch wenn es uns schwer fiel, verließen wir heute mal vor den Finalkämpfen die Halle, kehrten auf ein Eis bei unserem Lieblingsrestaurant ein und fuhren erschöpft nach Hause.

 

 

Zusammenfassung:

Name	Altersklasse	Gewichtsklasse	Teilnehmer	ges.	gew.	verl.	Platz
Haupt, Vivien	U21	-57	26	1	0	1	–
Nossol, Julia	U21	– 63	27	1	0	1	–