Klappe die ZWEITE: DEM U20 in Herne am 7.März 2009

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Nach der „Pflicht“ am vergangenen Wochenende, kam nun die „Kür“ in der älteren Altersklasse: die Deutschen Meisterschaften der U20 in Herne, für die sich Vivien Haupt in der Gewichtsklasse -52kg durch ihren 1. Platz bei den Mitteldeutschen Meisterschaften qualifiziert hatte. Also machten wir uns erneut auf die Reise…. Freitag gleich nach Schule/Arbeit ging es los und um die Finanzen zu schon, übernachteten wir – Moni, Moritz, Vivien und ich – kostengünstig bei Oma und Opa Haupt in Kassel. Dort wurden wir herzlich mit Tee und einem leckeren Abendbrot empfangen. Da wir früh noch 2 Stunden Fahrt vor uns hatten machten wir uns dann auch schon auf ins Bettchen, denn früh um 5 war die Nacht zu Ende. 5:30 Uhr saßen wir im Auto und schliefen weiter – außer Moritz (hoffe ich), denn der lenkte uns nach Herne. Pünktlich kurz nach 7:30 Uhr kamen wir – inklusive Oma Haupt – an der Halle an.

Moni, Moritz und Viviens Oma mussten pro Person einen Eintritt von 10 Euro berappen – einfach unverschämt! Auch ich, als Heimtrainerin sollte soviel bezahlen, doch ich mogelte mich hinter Vivien mit Judoanzug in den Händen als U20-Kämpferin mit herein. Dass ich ganz umsonst geschummelte hatte, zeigte sich dann als wir den Landestrainer trafen, um Viviens Start- und gleichzeitig Eintrittskarte abzuholen – er hatte doch für mich eine „Coach-Karte“ bestellen können und so hatte ich unbegrenzeten Zugang zur Sportlerzone. Diese wurde nämlich von den Ausrichtern bestens bewacht. Mit der Coachkarte konnte ich jedoch mit Vivien zum Wiegen, in den Aufwärmraum und ebend direkt zum Kampf mit an die Matte.

Moni, Moritz und Viviens Oma machten es sich in der 1. Reihe auf der Tribüne bequem und nachdem Vivien das Wiegen hinter sich gebracht hatte, folgten wir ihnen. Da Vivien erst in der 2. Gruppe mit Kämpfen dran war, hatten wir nun mehr als 5 Stunden Zeit. So konnten wir in Ruhe frühstücken und die Kämpfe der ersten 4 Gewichtsklassen (Männer -73 und -81kg und Frauen -57 und -63kg) angucken. Sind sie sonst eigentlich unsere Gegner, fieberten wir jetzt natürlich vorallem mit den sächsischen Startern mit. Leider schieden fast alle aus, erdrückend war die Dominanz der Judoka aus Nordrhein-Westfalen, die ja auch noch Heimvorteil hatten. In der -57kg wurden 5 der ersten 6 Plätze durch Sportler aus NRW belegt.

Als die Hauptrunde zu Ende war, machten Vivien und ich uns auf zum Erwärmen. Der Aufwärmraum war sehr klein. Und so liefen wir uns draußen im Park bei Sonnenschein locker warm. Da wir relativ zeitig dran waren, war auch danach der Aufwärmraum noch leer (bis auf 2 schlafende Starter). Nach dem wir optimal vorbereitet waren, gingen wir noch einmal zur Tribüne zurück und schauten uns von dort die Finalkämpfe und die wirklich stilvolle (mit rotem Teppich) Siegerehrung an.

Mit den besten Wünschen der Family verließen wir nun die Tribüne und begaben uns in den Sportlerbereich. Die Wettkämpfe der -52kg sollten jeden Moment starten. Als Erstplazierte der MDEM hatte Vivien eigentlich ein gutes Los in der 24er-Liste – ein uns nicht sonderlich bekannter Name und wie wir rausfanden, war sie auch noch U17: Laura Wiedekind aus Hessen (braun, JV Herkules Kassel). Der Kampf ging los und beide hatten einen verdammt starken Griff zum Nacken. Die Braungurtin war jedoch um einiges Größer, hatte längere Arme und war somit immer einen Tick eher. Doch Vivien schaltete schnell um und konnte den angreifenden Arm ihrer Gegnerin immer besser unter Kontrolle bringen und ging mit Yuko für Koshi-guruma in Führung. Auf der Tribüne hörte ich Moritz toben :). Nun wurde die Hessin noch aggresiver und war immer einen Tick eher mit ihrer Hüfte, doch Vivien konnte gut gegenhalten und entging jeder brenzligen Situation, die mir schon den Atem verschlagen hatte. Meine Idee, die Angriffe der Gegnerin mit Te-gruma zu kontern, war nicht die beste, die Braungurtin führte den Angriff weiter und erhielt ebenfalls Yuko – Gleichstand. Der Kampf ging weiter, beide versuchten permanent mit ihrer Hüfte anzugreifen – der Angriff der Hessin war härter, doch Vivien entkam jedesmal und konnte ihre Hüfte vor die Gegnerin schieben, fiel jedoch auf den Bauch. Dann bot sich DIE Gelegenheit für Vivien eine Art Ko-soto-gari/Tani-otoshi nach hinten. Beide fielen. Der Angriff ging von Vivien aus, doch unterwegs bekam ihre Gegnerin die Oberhand und leider auch den Waza-Ari. In der verbleibenden Zeit kämpfte Vivien wie ein Stier und gab wirklich alles, fand aber einfach kein Mittel gegen die Braungurtin.

Nun begann für uns das Zittern. Wachsam verfolgten wir die weiteren Kämpfe, denn in der U20 ist der Kampfmodus KO-Sytem mit doppelter Trostrunde – das heißt nur wer gegen die Halbfinalisten verloren hat, kommt auch in die Trostrunde. Viviens Gegnerin musste also noch 2 weitere Kämpfe gewinnen. Leider verlor sie schon den nächsten Kampf und somit war auch Vivien aus dem Wettkampf ausgeschieden. Das war nun der Nachteil am guten Los als Mitteldeutsche Meisterin. Als Drittplazierter bekommt man meist im ersten Kampf so einen starken Gegner, dass man keine Chance hat. Weil dieser dann aber ins Halbfinale kommt, darf man selbst in die Trostrunde. Nun gut ein 2.Kampf war Vivien heute nicht vergönnt, aber in ihrem einzigen Kampf hat sie sich wahrlich teuer verkauft.

Wir wechselten nun wieder auf die Tribüne und verfolgten die Haupt- und Trostrunde der -52kg und der anderen Gewichtsklassen (Frauen -70kg und Männer -66 und -90kg) gespannt weiter. Wenn wir schonmal da waren, wollten wir uns das dann doch nicht entgehen lassen. Vor den Finalkämpfen huschten wir noch schnell unter die Dusche. In der Umkleidekabine waren wir diesmal ganz alleine. Ich ärgerte mich schon, erlebt man doch sonst dort die interessantesten Gespräche mit. Doch dann platzten doch noch 2 Kämpferinnen aus Viviens Gewichtsklasse herein. Eine davon kannten wir sehr gut – hat sie doch eine eigene Homepage, die ich bestimmt schon seit fast 5 Jahren regelmäßig lese. Sie ahnte natürlich nicht, dass wir sie kannten und sie kannte uns natürlich auch nicht. Wir unterhielten uns sogar – also mehr Vivien. Denn sie hielt auch mich für eine Kämpferin (klar warum sollte ich sonst auch duschen), doch auf die Frage in welcher Gewichtsklasse ich kämpfe wollte ich nicht antworten und wie alt ich bin, wollte ich erst recht nicht verraten 😉 Dass Vivien erst 15 war, beeindruckte sie sehr. Sie selbst war sehr unzufrieden, mit ihren Kämpfen – doch wir hatten ihre Kämpfe gesehen. Sie hatte sehr stark gekämpft und in der Trostrunde nur sehr knapp verloren. Das verrieten wir natürlich nicht. Uns war das viel zu peinlich zuzugeben, dass wir sie „beobachtet“ hatten.

Nun begannen die Kämpfe um Platz 3 und anschließend die Finale. Wir fieberten vor allem mit den 2 sächsischen Finalisten -52kg (Svea Schwäbe – gegen die hatte Vivien vor 2 Jahren schonmal bei der MDEM gekämpft) und -66kg (Hannes Conrad – gegen den hat Marc in der U17 oft gekämpft) mit. Zu unserer völligen Verblüffung stand im Finale der -52kg die Drittplazierte der MDEM aus Thüringen – wirklich toll! Die Thüringerin hatte bei der MDEM gegen Ehrenberg aus Sachsen-Anhalt verloren. Gegen Ehrenberg hatte Vivien im Finale aber gewonnen. Bei uns wurde ganz langsam die Erkenntnis wach, dass wir ebend doch viel zu bescheiden sind und uns scheinbar nur das nötige Selbstvertrauen und ein wenig Erfahrung fehlt um auf dieser Ebene mitzukämpfen! Mit dieser Erkenntnis, einfach keinen Respekt vor dem Gegner zu haben, können Vivien, Julia und Mareike dann beim Thüringenpokal richtig angreifen!

Nun noch schnell zu den Ergebnissen der Finalkämpfe: Die Sächsin Svea Schwäbe gewann im Golden Score und wir jubelten mit den vielen Leipzigern mit. Die Leipzigerin gewann sozusagen mit angezogener Handbremse, denn sie war den gesamten Wettkampf stark an der Nase verletzt. Im Finale -66kg ging der Leipziger mit Waza-Ari für einen tiefen Kata-guruma ind Führung und dominierte den ganzen Kampf. Er zeigte zahlteiche wirklich tolle tiefe Kata-guruma und Seoi-Nage-ansätze. Doch diese wurden ihm vom Kampfrichter als Scheinangriffe ausgelegt, sodass der Gegner nur durch die Strafen in Führung ging. Kurz vor Ende lud sich der Leipziger den Gegner zum Kata-guruma auf, kam aus den Knien vollständig in den Stand und warf spektakulär auf Ippon. Doch der Kampfrichter hatte während des Wurfes Matte gegeben – keiner weiß warum. Der Leipziger wurde mit den zweifelhaften Strafen und dieser Entscheidung um den Sieg gebracht und das im Finale einer Deutschen Meisterschaft. Wir schlossen uns solidarisch den BUH-Rufen der Leipziger an, doch der Kampf war zu Ende :(.

Nun machten wir noch schnell das obligatorische Foto und saßen 19 Uhr im Auto – mussten nun ja aber noch nach Hause. In kassel lieferten wir schnell die Oma ab und dann wollten wir eigentlich zu McDonalds. Doch wir schliefen alle tief und fest, sodass Moritz immer weiter fuhr. 23:30Uhr kehrten wir dann zum Mitternachtssnack bei McDonalds ein und 1:30 Uhr waren wir dann endlich im heimischen Dresden angekommen.

Ein erlebnis- und erfahrungsreiches Wochenende war zu Ende. Ich fands wie immer toll, dabei gewesen zu sein und hoffe, dass wir noch oft zeigen könne, dass wir auf dieser Ebene mitkämpfen können!