Deutsche Meisterschaften der U17 in Homburg/Saarland

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Und auch 2009 hieß es wieder:

Wir fahren zu den Deutschen!!!

Ja die Deutschen Meisterschaften der U17 fanden auch dieses Jahr wieder mit Weixdorfer Beteilung statt – und diesmal gleich im Doppel: Vivien Haupt und Julia Nossol hatten sich 2 Wochen zuvor durch ihre tollen Leistungen bei der MDEM für die nationalen Titelkämpfe am 1. März 2009 qualifiziert. Am Samstag, dem 28. Februar begaben wir uns so gegen Mittag auf die lange Reise Richtung Saarland. Aufgrund der großen „Fankurve“ oder auch „Funktionäre“ (Mama Nossol als Kamerafrau&Tapespezialistin, Papa Nossol als Fahrer&Starfotograf, Mama Haupt als Fahrerin, Fotografin&Seelentrösterin und Papa Haupt als humpelneder Kameramann) mussten wir mit 2 Autos fahren. So brauchte ich eigentlich nur noch jubeln – alle anderen Aufgaben waren schon vergeben 😉

(Persönliches Fazit: In getrennten Autos geht einem das DEM-Party- und Mannschaftsgefühl schon mächtig abhanden, was ich sehr sehr schade fand!!!)

Zurück zum Text… Wir kamen also am späten Nachmittag etwa 40 Minuten vom Wettkampfort entfernt in unserer Jugendherberge am Donnersberg an. Nossols hatten durch hinterhältigen Frühstart den 1.Platz belegt, aber dafür warteten unsere Doppelstockbetten schon auf uns. Nachdem wir gemütlich und eigentlich planlos auspackten, wurde auch die Waage herausgeholt. Das Gewissen sollte beruhigt werden – das auch ja alles in Ordnung ist. Doch nichts war in Ordnung – welch Schock – Vivien hatte 600g zuviel! Julia brachte mehr oder weniger beruhigende 57,0kg auf die Waage. Doch sie zeigte sich solidarisch mit Vivien und so brachen die beiden zu einem „schönen“ 45min-Läufchen auf – das Gesicht zur Faust geballt, dachte ich, dass Vivien mich jeden Moment umbringt… Das half nun alles nichts das Pfund musste runter. Während wir durch die Frühlingsluft spazierten und die 2 aufzumuntern versuchten, wann immer sie vorbei kamen… erreichten wir wohl eher das Gegenteil… das Gesicht wurde immer finsterer… Zurück an der Jugendherberge entdeckten wir mehr oder weniger erleichtert den Grund für Viviens sprunghafte Gewichtszunahme: aus der Wasserflasche war doch bedeutend mehr raus, als wir dachten – und die Waage brachte sofort die Gewissheit: beide waren nun wieder mit ein wenig Sicherheit unter ihrem Limit und das überschüssige Wasser war rausgeschwitzt, sodass für Julia sogar noch ein kleines Abendbrot drinn war.

Nach dem Abendbrot vergnügten wir uns bei interessanten Mix-Cocktail-Varianten (dasselbe Mixgetränk kam aus der Küche in 2 völlig unterschiedlichen Farben, das dritte sah auch nicht wirklich appetitlicher aus…) – natürlich nicht für die Kämpferinnen… – und spielten zu siebent „Nobody is perfect“. Elke erzählte uns Schauderhaftes über blutende Bakterien an Baumstämmen, Moni wollte uns einen Trabi für 17.000 DM verkaufen und Vivien&ich waren ganz und gar zu blöd zum Lügen… So neigte sich der abend dem Ende und wir schlüpften schnell ins Bettchen.

Früh um 6 war die Nacht auch schon zu Ende. Schnell auf die Waage – hui – alles in Ordnung – puh! Und 6:45 Uhr machten wir uns auf zur Halle, in der wir pünktlich 7:30Uhr ankamen. Noch war die Halle nicht so voll und wir konnten uns ein schönes Plätzchen aussuchen. Nachdem ich von der Landestrainerin die Startkarten ergattern konnte (die zu Julias und Viviens Leidwesen nicht so pompös einlaminiert waren, wie in den letzten Jahren), machten wir uns auf zum Wiegen. Ziemlich lange standen wir an und beobachteten schonmal die Konkurenz… Am vorabend hatten wir schon ausgemacht, dass Moni in der Zwischenzeit die DEM-T-Shirts sichern sollte, mit denen ich die Mädels nach den Kämpfen wieder beglücken wollte – doch leider gab es dieses Jahr keine. Dort wo sonst immer viele Stände mit Kampfsportartikelherstellern waren und einem extra Stand mit Souvenirs von der DEM (T-Shirts, Tassen, Aufkleber, Plakate), waren diesmal nur 2 kleine Stände – ich war enttäuscht. Dass dafür der Kaffee diesmal nicht maßlos überteuert war, wie sonst immer, war nur ein schwacher Trost – denn ich kam noch nichtmal zum Kaffee trinken. Nun gut, das Gewicht war erreicht und jetzt konnte erstmal gefrühstückt werden und dann gings auch schon ab in die Auffwärmhalle zum Warmmachen. Nach dem Warmmachen wurden alle Landesverbandsweise gesammelt und marschierten in die Halle ein – das hatte echt Stil! Eine Blaskapelle spielte live die Nationalhymne und wir standen alle auf. Eine kurze Begrüßung durch die Veranstalter und schon ging der Wettkampf auf 5 Matten (auf jeder Matte eine Gewichtsklasse) los.

Vivien hatte den 3. Kampf ihrer Gewichtsklasse und Julia den 7. Und in beiden Gewichtsklassen waren 24 Teilnehmer.

Vivien musste – 52kg als erstes gegen die Württembergerin Wörner (braun, JV Nürttingen) antreten und wurde einfach nicht richtig wach. Die ersten 2 Kampfminuten verstrichen und Vivien war irgendwie nur körperlich anwesend und musste so einen Waza-Ari für einen tiefen Seoi-Nage und einen Yuko gegen sich einstecken. Doch in der 2. Kampfhälfte fand sie endlich zu ihrem gewohnten Kampfstil und ging aggressiv zum Angriff über. Mit einem Yuko für einen Konter nach hinten konnte sie ein Achtungszeichen setzen und wurde immer gefährlicher für die Württembergerin. Doch nun lief ihr die Zeit davon. Die Braungurtin spielte ihre ganze Routine aus und rettete ihren Vorsprung über die Zeit. Mit Biss versuchte Vivien die letzten 3 Ansätze nocheinmal alles zu geben. Dass ihr letzter Ansatz in der aller letzten Kampfsekunde noch auf Ippon gekontert wurde, war nicht der Rede wert. Wenigstens hatte sie noch einmal alles versucht. Nun blieb beim Warten auf die Trostrunde etwas Zeit, bis sie der großgewachsenen Blaugurtin Oswald (Vorsfelde, Niedersachsen) gegenüberstand. Endlich konnte Vivien ihren gewohnt starken Griff wieder zu ihrem Vorteil nutzen und zwang der völlig verzweifelten Gegnerin so 3 Strafen für Passivität, Zu-Boden-Ziehen und Stemmen auf und ging mit Waza-Ari in Führung. Nun wurde die Blaugurtin bockig und Vivien musste echt aufpassen und fing sich auch noch einen Passivitätsshido ein. Aber das konnte sie sich ja leisten. In einer unübersichtlichen Situation konnte sie dann noch einen Yuko für Rio-ashi-dori (Hoppa) erzielen und ihren komfortablen Vorsprung über die Zeit bringen. Nun wartete die starke Blaugurtin Gruber (Bayer 04 Leverkusen, Nordrhein-Westfalen) im nächsten Kampf. Mit ihrem starken linken Griff kam Vivien nur schlecht zu recht und fand einfach kein Konzept. Zu selten konnte sie ihren eigenen Griff durchsetzen, zu routiniert die Gegnerin. Zwar kam die Gegnerin selbst auch mit keiner Technik zum Erfolg, doch musste Vivien 2 Passivitäts-Shidos verschmerzen und verlor so nach Ablauf er vollen Kampfzeit denkbar knapp.

Dafür, dass wir bei Deutschen Meisterschaften ja eigentlich nur „dabei sein“ wollen, zeigte Vivien wirklich eine respektable Leistung – sie konnte das Niveau Mitkämpfen und sogar einen Kampf gewinnen. Doch nach den Erfolgen in den letzten beiden Jahren und bei den LEM und MDEM in diesem Jahr wachsen die Erwartungen ebend doch ein bißchen… ob man will oder nicht. Und auch Vivien konnte nicht verbergen, dass sie sich etwas mehr vorgenommen hatte und schon ein bißchen enttäuscht war – vor allem weil die Kämpfe doch so knapp ausgingen und mehr drinn gewesen ist… Doch mit diesem gesunden Ehrgeiz kann sie bei der DEM U20 kommende Woche und dem Thüringenpokal in 3 Wochen noch einmal richtig angreifen. Und da werden die Kampferfahrungen von der DEM U17 gold wert sein.

Julia startete -57kg immer kurz nach Vivien gleich auf der Matte nebenan. Im ersten Kampf musste sie gegen die große und starke Brandenburgerin Radzikowski (JC 90 Frankfurt/Oder, blau) antreten. Der harte Griff machte Julia schwer zu schaffen und ähnlich wie Vivien im ersten Kampf kam sie einfach selbst nicht richtig zum Zug und musste 2 kleine Wertungen für Yoko-sumi-gaeshi gegen sich einstecken. Bei einem beherzten Angriff, bei dem sie endlich mal mit ihrem Griff durchkam wurde sie leider voll auf Ippon mit Harai-goshi gekontert. Nun hieß es gemeinsam mit Vivien warten auf die Trostrunde. Nun war Julia hochmotiviert und auch konzentriert. Nun wusste sie, welches Kaliber im Griffkampf sie erwartet. Gegen Herrmann aus Lauenau (Niedersachsen, braun) konnte sie ihren Griff gut durchbringen und ich denke, dass Julia in diesem Kampf wirklich ihre Chancen gehabt hätte, … , hätte da nicht diese Bananenschale gelegen – bei einer Fege fiel Julia auf Yuko und konnte sich aus der anschließenden Festhalte leider nicht mehr befreien. Wirklich Schade!

Doch es war Julias erster Auftritt bei einer DEM. Nun weiss sie welches Niveau auf sie wartet und kann dieses Wissen das nächste mal für sich nutzen. Schon beim Thüringenpokal in 3 Wochen kann sie dann erneut angreifen und weiter Kampferfahrungen auf so einer Wettkampfebene sammeln. Und schließlich ist es doch wirklich auch ein tolles Erlebnis bei so einer Meisterschaft ersteinmal dabei gewesen zu sein, mit dem Landesverband einzumarschieren und bei der Nationalhymne auf der Matte zu stehen. Ein Erlebnis, dass einem keiner mehr nehmen kann!

Nach den obligatorischen „Mannschaftsfotos“, für die wir einfach den gerade unbesetzten Infostand des Mattenherstellers „Bänfer“ umfunktionierten (damit es auch echt professionell aussah) und auch die Teilnehmerurkunden ergattert waren, gings noch ab in die Dusche (Duschen bei Deutschen Meisterschaften ist echt immer ein Highlight – die Insider-Gespräche der Kaderathletinnen sind einfach zu witzig). Julia wartete noch auf ihr T-Shirt, das am Dax-Stand extra für sie angefertigt wurde und dann mussten wir uns leider auch schon wieder auf die lange Heimreise machen, auf der vermutlich jeder außer die Fahrer geschlafen haben…

Und so ging ein erlebnisreiches Wochenende leider wieder viel zu schnell zu Ende!

Zusammenfassung:

Name / GK / TN / Kämpfe (ges.-gew.-verl.) / Platz


Vivien Haupt / -52kg / 24 / 3-1-2 / –

Julia Nossol / -57kg / 24 7 2-0-2 / –



Aufmarsch der Landesverbände



Die Wettkampfhalle



In Aktion.



„Die drei von der Tankstelle.“